Zamus Early Music Festival
Die Tür der historischen Aufführungspraxis öffnen! Zamus - Early Music Festival 21. – 29.5.2024,. Impulse und Gedanken des künstlerischen Leiters Ira Givol
In den letzten Jahren hatte ich die wunderbare Aufgabe, die musikalische Leitung des zamus: Early Music Festival zu übernehmen. Ich glaube wirklich, dass es uns zusammen mit Mélanie Froehly und dem wunderbaren zamus-Team gelungen ist, ein einzigartiges Festival mit einem besonderen Charakter zu schaffen. Early Music ist für mich eine der jüngsten heutigen Aufführungsformen, und beim zamus: early music festival kann man wirklich sehen und verstehen, dass es bei der historischen Aufführungspraxis weniger um die Vergangenheit, aber viel mehr um die Gegenwart und die Zukunft geht. In den letzten Festivals waren wir mit einer großen Anzahl neuer Kompositionen für historische Instrumente und einigen sehr intuitiven und interaktiven Konzertformaten gesegnet, die hoffentlich dazu beigetragen haben, die Tür der historischen Aufführungspraxis für ein breiteres Publikum zu öffnen. Mir gefällt auch die Tatsache, dass es uns gelungen ist, eine schöne Verbindung und eine innere Geschichte zwischen den letzten vier Festivals zu schaffen. Dieser sozusagen "evolutionäre Prozess" ist eine ganz besondere Erfahrung für mich, und ich hoffe, dass diese Erfahrung ebenso für das Publikum gilt, welches uns gefolgt ist.
Besondere Konzerte in den letzten Jahren
Wir hatten in den letzten Festivalausgaben viele fantastische Produktionen. Diejenigen, die mich am meisten beeindruckten, waren unsere zamus-eigenen Produktionen jeweils mit dem zamus: kollektiv (aus Migliedern bestehend), J.S.Bach: das Kapital, (Leo Bartussek) Fish and Chip (Honolulu Star Productions), und last but not least das Finale unserer letzten Festivalausgabe Games (Midori Seiler, Juan Kruz Diaz De Garaio Esnaola).
Alle diese Produktionen waren eine wunderbare Manifestation der vielen Talente unter den zamus-Mitgliedern und der unendlichen Phantasie und der Möglichkeiten, die in der historischen Aufführungspraxis stecken. Einige dieser Produktionen haben bereits ein "Nachleben" durch weitere Aufführungen und das ist die beste Anerkennung, die ein Festival bekommen kann. Die erinnerungswürdigsten Konzerte waren zudem in der Regel diejenigen, die von den gastierenden Ensembles speziell für das Festivalausgaben mit den jeweiligen Themen (Dunkle Tage - Helle Nächte, Evolution, Games) kreiert wurden, und nicht die wenigen Konzertprogramme, die schon vorher fertig waren und in dieser Form zu uns kamen. Vielleicht liegt dies daran, dass es bei den neuentwickelten Produktionen vielfältige Diskussionen und Kooperationsgespräche mit den Musikern über Inhalt und Konzertformate gab.
Was ein gutes Festival ausmacht
Der Unterschied zwischen einem nur guten und einem großartigen Festival kann sehr klein sein. Natürlich entscheidet dies das Publikum. Für mich selbst ist eines der bestimmenden Elemente, wenn die verschiedenen Konzerte durch einen unsichtbaren Faden miteinander verbunden sind und so eine einmalige Geschichte schaffen, die wirklich nicht dupliziert werden kann. Das ist für mich unbezahlbar! Ich habe mir bei der Zusammenstellung der Programme viele Gedanken und Überlegungen gemacht. Obwohl am Ende nur wenige Leute zu wirklich allen Konzerten gehen (wir haben ja etwa 20 Konzerte pro Jahr im Festival), denke ich, dass die Wirkung einer solchen imaginären Verbindung zwischen den Konzerten auch spürbar ist, wenn man nicht die ganze Geschichte zu hören bekommt. Man kann es vielleicht mit einer brillanten Fernsehserie vergleichen, bei der jede Folge ein anderes, nicht unbedingt zusammenhängendes Kapitel ist, aber der unsichtbare Faden, der die Serie zusammenhält, durchgängig sehr präsent ist. Die Realität hat mir auch gezeigt, dass manchmal die besten Verbindungen nicht die waren, die wir geplant hatten, sondern Dinge, die einfach passiert sind, von denen man nicht weiß, ob sie funktionieren oder nicht, bis man sie ausprobiert; entsprechend der wunderbaren Gleichung Publikum – Ort – Programm.
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Vom 21. bis 29. Mai findet das diesjährige zamus: early music festival in Köln noch einmal unter der Leitung von Ira Givol und dem Thema „Dreams“ statt. Weitere Infos und Links zu den Tickets: www.zamus.de