Neue Musik Steckbriefe (I)

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25. November 2023

Neue Musik Steckbrief I - Loft und LTK4

Wie viel Puste braucht man für das Hoch hinaus? Während man in der Wissmannstraße nach drei Stockwerken unter dem Dach der frei improvisierten Musik schnauft, atmet man im LTK4 ebenerdig die Klangkunst; die restlichen Stufen erklimmt man dann durch die viergeschossige Ausstellung hindurch. Wer in diesen Orten der freien Musikszene Kölns einen Gig oder eine Veranstaltung spielen möchte, muss noch über ein paar zusätzliche Stufen kraxeln, die sich nicht unbedingt offen und einfach zeigen. Autorin Maike Graf bespricht mit den Kuratoren Rochus Aust vom LTK4 und Dr. Urs Benedikt Müller vom LOFT, wie die Zugänge zu ihren Bühnen für freischaffende Künstler*innen tatsächlich sind und was ihre Häuser an Infrastruktur und Möglichkeiten bietet.

LOFT
Wesen: Infrastrukturort für frei improvisierte Musik, Jazz und zeitgenössische Musik. Raum für Forschung und Experiment. Kurator und Betreiber: Dr. Urs Benedikt Müller
Infrastruktur: Hervorragende Akustik, hochwertiges Instrumentarium, Technik für Konzertformate und ein professionelles Tonstudio für Live-Mitschnitte in Rundfunkqualität, für ausgezeichnetes Live Streaming und für CD-Produktionen. Flügel: ja. Ein Steinway D Flügel und ein Yamaha C Flügel, beide sehr gut gepflegt. Honorare: nein. Door-Gigs - Einnahmen der Abendkasse, ohne Abzüge. Mietkosten: nein. Programm: entsteht aus Anfragen; für Soloformate bis zu kleinen Orchesterformaten. Zusätzlich unabhängige, selbstständige Konzertreihen, wie „Pablo Held meets“ oder „jungesloft“, mit eigenen Finanzen, Kurator*innen und Kriterien.
Bewerbungszeiträume: immer, für Termine 2-3 Monate im Voraus. Bewerbung an: info@loftkoeln.de

LTK4 - Klangbasierte Künste
Wesen: Ort für Klangbasierte Kunst, besonders für Neues und das, was noch nicht da war.
Raum für Kommunikation. Kurator*innen: Rochus Aust und Verena Barié (Co-Kuration)
Infrastruktur: Frieden der Produktion, Technikpool und langjährige Erfahrung innerhalb der Klangkunst. Flügel: nein. Flügeloption: ja - auf LTK0, dem ebenerdigen Erdgeschoss des Turms (halb Open Air). Honorare: ja. Mietkosten: nein. Programm: jährlich - vier Ausstellungen, ein Stille-Projekt, ein Open-Call und monatliche ‚Soirée Sonique‘ - immer am letzten Mitwoch im Monat. Offen für Solokünstler*innen und Ensembles.
Bewerbungszeiträume: immer. Besonders: Open-Call Deadline am 31. Juli jeden Jahres für die „Schausammlung“ im Herbst. Bewerbung an: open@LTK4.de 

Bühne(n) - Was findet statt?

LTK4: „Hier im Turm der Lutherkirche in der Kölner Südstadt verhandeln wir seit fünf Jahren permanent die erweiterte Klangkunst, die wir Klangbasierte Kunst nennen. Es findet statt, was möglichst noch nicht da gewesen ist und was außerhalb von Standards funktioniert - jährlich in vier Ausstellungen, einem Stille-Projekt, einem Open-Call und monatlicher ‚Soirée Sonique‘. Im LTK4 werden freiheitlich klangbasierte Künste produziert.“

LOFT: „Als es 1989 mit dem von meinem Vater H.M. Müller gegründeten LOFT begann, war es ein Raum für Neue Musik und frei improvisierte Musik. Er wollte damit eine Bühne für diese Musikformen erschaffen, die auf Grund mangelnder Spielorte selten oder gar nicht zur Aufführung vor Publikum kamen. Heute sagt man über uns, wir wären der Laden in Köln, in dem sich der Jazz frei entfalten kann. Das LOFT ist Konzertort, aber zugleich eine Forschungswerkstatt. Auf unserer verhältnismäßig kleinen Bühne können Künstler*innen mit geringem Risiko experimentieren.

Fundament - Was ist eure Veranstalter-Philosophie?

LOFT: „Das LOFT ist ein Raum für die Musiker*innen: Als Infrastrukturort sorgen wir dafür, dass (fast) alles, was sich die Musiker*innen für ihre Konzerte vorstellen, auch möglich gemacht werden kann.“

LTK4: „Bei uns ist das ähnlich. Im LTK4 bedeutet ‚Raum für die Künstler*innen‘, dass wir vom LTK4 da sind und nichts zurück halten. Wir teilen unser Wissen über Raumordnung, über Geld, über Technik und mehr. Es sei denn, wir wissen es selber nicht.“??LOFT: „Genau, es geht nämlich darum, die Künstler*innen zu sehen. Das spielt auch in der Philosophie des LOFTs eine große Rolle. Die basiert auf der Trias von Wahrnehmung, Weisung und Würdigung. Wahrnehmung bedeutet, dass ich für die Künstler*innen immer ansprechbar bin und auf alle Mails oder Telefonanrufe antworte. Es ist wichtig, dass die Leute nicht denken, das LOFT wäre irgendwas Abstraktes und das es nicht erreichbar. Also versuche ich alle Anfragen auch zu beantworten, frei nach dem Motto: ‚A no is better than a nothing‘. Ein Feedback auf Augenhöhe ist eine wertschätzende Form der Würdigung. Dazu gehört auch, dass bei Konzerten immer ein „Chef“ anwesend ist, meistens also ich.

Künstler*inneneingang - Welche Künstler*innen-Philosophie passt zu euch?

LOFT: „Die schon erwähnte Weisung funktioniert bei uns leider nicht, dazu müssten wir Programmmittel haben, um Bands einzuladen. Bei uns gibt es die Door-Gigs - da bekommen die Spielenden die vollen Eintrittseinnahmen. Also passen zu uns alle, die dieses Risiko eingehen, weil sie schon ein gewisses Publikum anziehen - dadurch, dass man sie in der Stadt kennt oder sie schonmal als Gast mit einer bekannteren Band im LOFT gespielt haben. Andererseits haben auch schon unzählige Bands sensationelle Konzerte im LOFT vor weniger als 5 Menschen gegeben – wenn der Inhalt stimmt spielt das keine Rolle.“?

LTK4: „Also ich unterstütze die Künstler*innen-Philosophie derer, die ihr Handwerk, beispielsweise ihr Instrument, beherrschen und dann darüberhinaus weiter gehen - ins Installative, ins Komponieren, ins Konzipieren. Dass sie hingucken und dann versuchen etwas anderes zu finden, als das was schon da ist. Dieser Typus liegt mir sehr am Herzen und den möchte ich im LTK4 realisieren.“

Tür - Zeit und Geld

LTK4: „Hier spielt keiner umsonst, obwohl der Eintritt grundsätzlich frei ist. Man kann sich aber auch nicht einkaufen. Bei uns funktioniert alles per Tagessatz, der gerade bei 150 € liegt. Wenn wir uns für ein Projekt entscheiden, taxiere ich die Tagesanzahl, welche die Künstlerin oder der Künstler wohl für die Umsetzung vor Ort brauchen wird. Zu dem Vorschlag kommen dann noch Fahrtkosten, die ich im Vorhinein realistisch einschätze und dann können die Künstler*innen entscheiden, ob sie ihr Projekt im LTK4 machen oder nicht.“

LOFT: „Gagen können wir leider nicht zahlen. Die Bands kriegen 100% der Einnahmen aus der Abendkasse, ganz ohne Abzüge von Künstlersozialkasse oder GEMA, welche das LOFT übernimmt. Wenn 120 Leute kommen, kann das sogar mehr sein, als die Fix-Gagen nach Mindesthonorar. Ich versuche auch, soweit es geht, Fahrtkosten zu erstatten, und theoretisch können bis zu 4 Personen im LOFT über Nacht unterkommen, das spart Hotelkosten.“ ?

Klinke - Bewerbung und Erstkontakt

LTK4: „Ich selbst weiß, wie unsicher man ist, wenn man Leuten eine Mail schreiben muss, die man nicht kennt. Daher geht es bei mir eigentlich immer nur um den Inhalt, um das Projekt. Das kann man per Mail ans LTK4 schicken. Manche kommen auch mit Papier zu mir und wir diskutieren die Idee in Person. Dann muss ich herausfinden, ob der Künstler oder die Künstlerin ihr Projekt auch leisten kann. Da hilft mir dann eine Biografie. Ich stehe aber überhaupt nicht auf Biografien, weil ich weiß, wie man sie verändern kann oder dass man auch mal für 20 Jahre kein Glück gehabt hat und dann doch wirklich was zu sagen hätte. Formal gibt es bei im LTK4 nur eine Deadline: die vom Open Call am 31. Juli jeden Jahres. Aber Projektideen für den Lutherturm können jederzeit eingereicht werden. Bei positivem Votum wird geschaut, in welches unserer Formate wir das Projekt eingliedern wollen. Darüber hinaus bin ich auch immer offen, über unvollständige Ideen zu sprechen. Das Wichtigste ist, dass man an den Geschehnissen im LTK4 teilnimmt. Es gilt: Einfach kommen, einen Wein trinken und mit den Künstler*innen ins Gespräch kommen. Das ist ohnehin die Idee des Hauses: ein Raum für Kommunikation zu sein.“

LOFT: „Das LOFT - also ich, denn das LOFT ist nun leider ein 1-Mann-Betrieb - steht per Mail für Anfragen zur Verfügung. Wichtig ist, dass die Anfragen keinen Verteiler ansprechen, mit Formulierungen wie ‚hey there‘ oder ‚dear organizer‘. Es ist auch schön, wenn es eine Zeile gibt, wie man für diese Anfrage auf das LOFT gekommen ist. Dann schaue ich mir an, was die Bewerber*innen bisher gemacht haben. Da hilft mir ein gut gepflegter Internetauftritt, mit Live- oder Studiomaterial. Es geht auch darum, mit wem die Bewerber*innen schon gespielt haben und manchmal kann man sich bei den Kolleg*innen aus der Kölner Szene erkundigen, wie die Zusammenarbeit mit den Bewerber*innen gelaufen ist. Junge lokale Bands haben bei mir allerdings quasi eine Wild Card, weil sie noch kein Material vorzuweisen oder vielleicht noch nicht einmal live gespielt haben - Studierende oder frische Absolvent*innen von Musikhochschulen zum Beispiel. Junge Bands sind ein wesentlicher Bestandteil des LOFT-Programms und werden tatsächlich noch ein bisschen bevorzugt behandelt. Dazu haben wir z.B. auch ein „recording projekt“, bei dem sich junge Bands um eine kostenlose Aufnahme in unserem Studio bewerben können. Zeitlich plane ich das Programm eigentlich immer nur zwei bis drei Monate im Voraus und nur in Ausnahmen darüber hinaus. Und für den Fall, dass mal etwas ausfällt, führe ich eine lose Liste von Bands, die unbedingt spielen wollen und die ich dann für kurzfristige Sachen anrufe.“

Ausgang - Ein Traum

LOFT: „Ich wünsche uns, neben einer besseren finanziellen Ausstattung, die es erlauben würde, Gagen zu zahlen, auch eine bessere Wahrnehmung von den öffentlichen Förderern. ?Sprich: dass sie ins LOFT kommen und sich ein klareres Bild von dem machen, was bei uns passiert, in der Hoffnung, dass man vielleicht nicht jede Förderung kleinerer Projekte aufwendig und wiederholt erklären muss. Bei ca. 200 Veranstaltungen im Jahr gäbe es ja reichlich Möglichkeiten dazu.“

LTK4: „Ich würde mir Zeitstipendien wünschen, in denen man Künstler*innen für einen kurzen Zeitraum bezahlt, um einfach mal ein paar Sachen aufholen und Aufgeschobenes abarbeiten zu können, wozu man im künstlerischen Alltag nicht kommt. Das wäre auch gut für uns als Haus.“ 

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