Ebertplatz

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16. November 2023

Ebertplatz im Zwischenstadium

Eine Stimmen-Sammlung, von Friedemann Dupelius

Seit September ist sie begeh-, besetz-, besteh- und sonstwie benutzbar – die neue Freitreppe am Ebertplatz. Wochenenlang haben Studierende gemeinsam mit Handwerker*innen an den hölzernen Kaskaden mit ihren wabenförmigen Zwischenebenen gesägt, gebohrt und geschraubt. Step by Step kann man nun vom Eigelstein in die Ebertplatzpassage schreiten, oder andersherum. Das Eigelsteinveedel und den Ebertplatz besser miteinander zu verbinden ist eines der Ziele, die immer wieder bei Überlegungen zur Neugestaltung des Platzes in der nördlichen Kölner Innenstadt formuliert werden. Die Freitreppe ist erstmal ein Modell, ein Pilotprojekt. Entstanden ist sie in dem Projekt „Ebertplatz 0?“ der Fakultät für Architektur an der TH Köln. Hierfür entwickelten Studierende Möglichkeiten, wie der Ebertplatz umgestaltet werden kann, ohne seine bauliche und architektonische Substanz verlieren; wie die Aufenthaltsqualität verbessert werden kann, ohne Verdrängungspolitik zu betreiben; und welche ungeahnten Möglichkeiten die in die Jahre gekommene städteplanerische Insel noch bieten könnte.

Noch im Jahr 2023 soll die Zulassungsentscheidung darüber fallen, welche Gruppe das Platzmanagement am Ebertplatz und die sogenannte „Vorqualifizierung des Planungsverfahrens“ übernehmen wird. In anderen Worten: Die Stadt will externe Akteur*innen mit der Weiterentwicklung des Ebertplatzes betreuen und beauftragen. Dabei wird sie von einem Gremium unterschiedlicher Akteur*innen beraten. Diese kommen nicht nur aus unterschiedlichen Ämtern und Ausschüssen der Stadt, sondern auch aus den Menschen, die den Ort seit Jahren künstlerisch und sozial beleben und sich in der Initiativei „Unser Ebertplatz“ zusammengeschlossen haben. Die hat wiederum noch bis Ende 2024 finanzielle Mittel, ihre Arbeit, zu der Konzerte und künstlerische Interventionen genauso gehören wie Mitmachaktionen und ein Begrünungsprogramm, weiterzuführen.

Was dann passiert, wie es mit dem Ebertplatz genau weiter geht, wie er in der Zukunft aussehen wird – darüber können studentische Entwürfe spekulieren, aber noch weiß es niemand. Wir haben einige Stimmen von Akteur*innen gesammelt, die mit dem Ebertplatz aus ganz unterschiedlicher Perspektive zu tun haben:

Meryem Erkus (Gründerin und Kuratorin der Galerie Gold+Beton, seit 2013 in der Ebertplatzpassage): „Lange wurde der Ebertplatz überhaupt nicht beachtet, und dann lange nur über ihn geredet. Zum Glück sind die alten festgefahrenen Bilder mittlerweile etwas aufgelöst. Für uns war sehr wichtig, dass wir die Politik davon überzeugen konnten, sich zumindest teilweise für den Erhalt des Orts stark zu machen. Es bestand ja reale Gefahr, dass der Platz einfach zugeschüttet wird. Auf Dauer möchten wir als Akteur*innen, die den Platz seit mindestens einem Jahrzehnt beleben nicht mehr in diesem Limbo sein. Wir möchten Klarheit, und wir wollen die Passage als öffentlichen Raum erhalten und keine typische Baustelle hier bekommen. Der Ebertplatz ist ein Alleinstellungsmerkmal, das Priorität bei der Stadt haben muss. Dafür stehen wir der Stadt sehr gerne als Kooperationspartner*innen zur Verfügung. Wir sind hier Pionierpartner*innen am Platz und werden so lange bleiben, wie man uns lässt. Wir sind bereit, mit der Stadt über potentielle Modelle der Trägerschaft und Nutzung zu sprechen. Gleichzeitig sehen wir unsere Rolle ganz klar in der programmatischen und sozialen Arbeit. Was die harte Städtebaulichkeit betrifft, muss die Stadt ganz klar die Verantwortung übernehmen.“

Eva Herr (Leiterin Stadtplanungsamt der Stadt Köln): „An Ideen für die Weiterentwicklung des Platzes mangelt es ja nicht. Die Kunst ist jetzt, diese Ideen umsetzungsfähig zu machen und zu schauen, was wir gemeinsam mit den Akteur*innen vor Ort auf den Weg bringen können. Was trauen wir uns zu? Wie könnte das aussehen? Ab wann ist mit einem Umbau zu rechnen? Wer betreibt den Umbau und Unterhalt des Platzes? Könnte das auch jemand jenseits der öffentlichen Hand übernehmen? Muss die Finanzierung komplett öffentlich sein? Ist eine Mischfinanzierung möglich? All diese Fragen stehen im Raum. Ich glaube, sie beantworten sich, wenn wir ein Konzept zur Umsetzug haben, das wirklich konsensfähig ist, hinter dem auch eine politische Mehrheit stehen kann.“

Ruth Wennemar (Bürgerverein Eigelstein): „Lasst uns bitte so viel wie möglich an Ressourcen erhalten. Der Ebertplatz ist ein Denkmal seiner Zeit. Es sind so viele brutalistische Bauwerke vernichtet worden, in zehn bis 20 Jahren werden uns unsere Enkel*innen fragen, wie wir das zulassen konnten. In Zeiten steigender Mieten ist ein Raum, den man einfach nutzen kann, sehr wertvoll. Er steht auch der voranschreitenden Kommerzialisierung und Ballermannisierung der Kölner Innenstadt entgegen. Wenn man den Ebertplatz, dieses entspannte Refugium, jetzt zerstören würde, wäre er für mindestens eine Generation überhaupt nicht nutzbar. Warum also mit vielen Millionen, die die Stadt gar nicht hat, etwas abreißen und künstlich schaffen, was eigentlich ganz gut funktionieren könnte, wenn man sich ein wenig Mühe gibt? Außerdem: Muss ich als Stadt mit jedem Raum Geld verdienen? Wem gehört die Stadt überhaupt? Ich finde, sie gehört den Menschen, die darin leben. Wenn alles zum Höchstpreis an Investoren verkauft wird, lebt hier irgendwann keiner mehr. Wir wünschen uns, dass die Stadt mehr Ehrgeiz entwickelt und auch mal progressiv nach vorne geht.“

Birgit Breuer (Alte Feuerwache): „Grundsätzlich finde ich es richtig, dass der Platz für alle da ist. Mir ist es aber auch wichtig, dass ihn alle mit einem guten Gefühl nutzen können. Und das steht und fällt mit der Belebung. Dass hier mit Drogen gedealt wird, hat ja mit dieser Nischensituation zu tun. Die lässt sich nur lösen, indem diese Nischen von vielen unterschiedlichen Menschen genutzt werden und nicht nur von einer Gruppe. Ich glaube, so etwas ist nie gut – egal, wer das ist. Wir haben viele Umfragen gemacht – unter den Menschen, die den Ebertplatz nutzen, aber auch insbesondere unter denjenigen, die um ihn herum leben. Unser Ziel ist es, alle sozialen Gruppierungen in den Stadtteilen rund um den Ebertplatz zu erreichen – nicht nur die ohnehin engagierte, politisch interessierte, gebildete Schicht. Das ist unser besonderer Blick als soziokulturelles Zentrum..“

Nadine Müseler (Kulturamt Köln, Fachreferentin für Bildende Kunst, Medienkunst und Literatur): „Es ist so schwierig, aufgrund von Skizzen ohne viel Vorerfahrung zu entscheiden, wie der Platz aussehen soll – und wie er dann auch funktioniert, Je mehr Erfahrungswerte wir in der zweiten Phase der Zwischennutzung sammeln, desto solider wird auch der Umbau sein – und die Entscheidungsqualität von Politik und Bürger*innen darüber, was sie wollen oder was nicht. Die Initiative „Unser Ebertplatz“ ist für mich ein Schritt in die richtige Richtung. Es geht um Empowerment der Zivilgesellschaft, von Eigeninitiativen. Ich glaube, dass diese Gruppe an Interessent*innen für den Ebertplatz eine fundierte Meinung dazu haben und diese auch an Entscheidungsträger*innen und Politik herantragen können. Die Anzahl dieser Personen ist sehr groß – so groß, dass man da nicht einfach darüber hinwegsehen kann. Eine solche symbolische Initiative, ein Modellprojekt auch für andere Zwischennutzungen in der Stadt, kann man ja nicht einfach plattbügeln.“

Helle Habenicht (Stadt Köln, Koordination der Zwischennutzung Ebertplatz): „Für uns war es von Anfang an erklärtes Ziel, keine Menschen hier zu verdrängen, sondern auf eine soziale Durchmischung hinzuarbeiten. Es gibt den Begriff „crowd out crime“: Wenn man attraktive Angebote für unterschiedliche Zielgruppen schafft, sorgt man dafür, dass auch andere Menschen auf den Platz kommen. Aus dieser homogenen Gruppe entwickelt sich dann eine heterogene Nutzungsstruktur. Man kann sich ja auch nett mit den Menschen auseinandersetzen, die hier schon länger sind und leider für viele am liebsten weg sein sollten. Man könnte sie fragen: Wo möchtet ihr euch aufhalten? Sie dadrauf hinweisen, dass es gewisse Regeln gibt, dass ein respektvolles Miteinander wichtig ist. Natürlich müssen wir uns auch immer wieder mit Menschen auseinandersetzen, die stark alkoholisiert sind. Wenn die einen aber zum zweiten, dritten oder vierten mal sehen, lassen sie auch wirklich gut mit sich reden.“

 

Mit freundlicher Unterstützung durch: KULTUR.GEMEINSCHAFTEN - Kulturstiftung der Länder / Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien / NEUSTART KULTUR
In Kooperation mit diskursmusik.com

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