Musik aus dem "Herbst der Gambe"
Auch im Frühling willkommen: Musik aus dem „Herbst der Gambe“
Das Forum Alte Musik Köln findet als Konzertreihe derzeit nur im Radio statt.
Am 10. Mai präsentiert sie auf WDR 3 Streicher-Kammermusik mit Gambe, in die sich gelegentlich ein Hörnerpaar einmischt.
von Bernd Heyder
Länger schon hatten zum Ende des 18. Jahrhunderts die Violine und das Violoncello der Gambe in der Gunst des Publikums den Rang abgelaufen, da brach ein fortschrittlich denkender Musikpublizist wie Christian Friedrich Daniel Schubart eine Lanze für die alte, generationenlang nicht nur vom Adel hochgeschätzte ,Kniegeige‘: „Die Viola da gamba ist von ausnehmender Anmuth. Dieses Instrument erfordert viel Gefühl, und nur wenige können es so spielen, wie es seiner Natur nach behandelt werden muss. Es leidet keine starke Begleitung, denn es begleitet sich meist selber. Eine Discantvioline, zwey Hörner und Fagott sind hier die beste Begleitung.“

Mut zum Experiment
Gambe, Violine, zwei Hörner und Bass? Eine erstaunliche Kombination, fand die Gambistin Simone Eckert und begab sich auf die Suche im späten Repertoire mit Viola da gamba. Sie entdeckte eine Reihe einschlägiger Werke im Notenbestand der Hofkapelle des Herzogs von Mecklenburg, heute zu finden in der Landesbibliothek Schwerin. Diese Werke hat sie am 25. April im Forum Alte Musik Köln mit ihrem Ensemble Hamburger Ratsmusik vorgestellt: Musik von Joseph Haydn, Franz Xaver Hammer, Carl Stamitz und Andreas Lidl. Nicht, wie ursprünglich geplant, vor Publikum und auch nicht im Konzertsaal, sondern im Studio Solberger Straße. WDR 3 hat das Konzert aber wie geplant aufgenommen und sendet es am 10. Mai ab 20:04 Uhr.

Gambe 2.0 – das Baryton
Im Zusammenspiel mit Christoph Heidemann (Violine), Bettina Ihrig (Violine und Viola), Markus Möllenbeck (Violoncello) sowie Christoph Moinian und Oliver Kersken auf den Naturhörnern ist Simone Eckert in diesem Programm nicht nur auf der Gambe in klassischen Kammerbesetzungen vom Duo bis zum Sextett zur hören, sondern auch auf jenem Instrument, in das Haydns fürstlicher Dienstherr Nikolaus Esterházy regelrecht vernarrt war und das er selbst leidenschaftlich spielte: das Baryton. Es bietet neben den sechs gestrichenen Gamben-Saiten noch metallene Resonanzsaiten, die auf der Rückseite des Instruments verlaufen. Sie verstärken und veredeln den Klang, können aber darüber hinaus gezupft werden. Haydn musste bei seinen Kompositionen für das Baryton allerdings darauf achten, dass dessen Partien den Fürsten in seinen Fähigkeiten nicht überforderten. Schließlich war der weniger ein Virtuose als ein begeisterter Amateur. So soll er verlangt haben, dass die Musik nicht mehr als drei Vorzeichen aufweisen dürfe. Natürlich hat Haydns Esprit diese Werke aber davor bewahrt, dass man sie nur als Nebenprodukte in seinem riesigen Schaffen ansehen müsste. Und auch die Gamben- und Baryton-Stücke von Stamitz, Lidl und Hammer seien ganz zauberhafte Musik, versichern alle an der Studioproduktion Beteiligten.
Am 10. Mai ab 20:04 Uhr ist das dann für alle in WDR 3 Konzert nachzuhören – und danach noch im WDR-Konzertplayer.
Konzerte ohne Publikum bis zum Ende der Saison
Auch die übrigen Konzerte des Forum Alte Musik Köln der Saison 2020/21 finden Corona-bedingt als reine Radio-Konzerte statt:

Am 17. Juni 2021 sendet WDR 3 Heinrich Ignaz Franz Bibers „Sonatae tam aris quam aulis servientes“ in einer Aufnahme von Ende Mai mit Harmonie Universelle unter der Leitung von Florian Deuter und Mónica Waisman.

In Kooperation mit der Reihe „Romanischer Sommer Köln“ wird Anfang Juni ebenfalls als reine Rundfunkproduktion das Konzert des Vokalensembles Voces Suaves aus Basel und der Organistin Aki Noda-Meurice nachgeholt und zu einem späteren Zeitpunkt auf WDR 3 zu erleben sein. Die Gäste aus der Schweiz stellen Musik des 16. und 17. Jahrhunderts in einem Programm vor, das durch Dantes „Göttliche Komödie“ inspiriert ist.

Für den 3. Oktober 2021 ist schließlich die Sendung der Arien, Duette und Instrumentalsätze aus den Opern von Francesco Cavalli geplant, die das Ensemble Nuovo Aspetto mit der Sopranistin Hannah Morrison und dem Countertenor Alex Potter zum Ende der Saison Mitte Juni aufzeichnen wird.
Für September plant das Organisationsteam des Forum Alte Musik Köln aber schon den Start in die neue Spielzeit 2021/22 und hofft natürlich, dann auch wieder, sein Publikum an den Konzertstätten begrüßen zu dürfen.
http://www.forum-alte-musik-koeln.de/
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