Stadtgarten

((( LIVESTREAM ))) BTHVN 2020: Rebekka Salomea Ziegler & Ulla Oster

Die Veranstaltung findet ersatzweise als Livestream statt.




BTHVN 2020 - viel wurde und wird in diesem und im nächsten Jahr zu Beethovens 250. Geburtstag aufgeführt. Mit dem Projekt „Re: Immortal Beloved“ wurden fünf Kölner Musikerinnen/Komponistinnen beauftragt, sich mit Beethoven auseinanderzusetzen: Beethovens Musik und Ideen aus eigener Perspektive zu bearbeiten, zu transformieren; sich durch sie anregen zu lassen, persönliche »Antworten«, einen Respons zu finden in Formen aktueller improvisierter Musik vor dem Hintergrund unserer deutschen - klassischen - Musikgeschichte und in direktem Bezug auf den »Giganten« Beethoven (und seine ferne, unsterbliche Geliebte). Und gleichzeitig die (so häufig weibliche) Rolle als »Quelle der Inspiration« umzukehren - einmal mehr das Stereotyp »Muse für das künstlerische Schaffen des Genies« aufzubrechen.
Die konzeptionelle Aufgabe in diesem Projekt lautete dann: Wie kann ich - in meiner musikalischen Sprache - ein Beethoven-Werk oder Teile daraus oder seine Texte in einen »heutigen«, zeitgemäßen Kontext aus dem Bereich des Jazz/der improvisierten, aktuellen Musik bringen, mit welchen kompositorischen, improvisatorischen und dramaturgisch-konzeptionellen Mitteln und jenseits von »banalen« Adaptionen mehr oder weniger bekannter Beethoven-Melodien? Wie hat mich Beethoven beeinflusst, und wie kann er mich heute inspirieren? Welche Zitate verwende ich/bearbeite ich, wohin führe ich sie - mit welchen Mitteln? Wie kann ich (und das Ensemble) den Originalkompositionen etwas Anderes, Persönliches und dennoch Verwandtes oder auch Disparates gegenüberstellen und dies einem Publikum erfahrbar machen?
Wir sind höchst gespannt, was die fünf Musikerinnen Rebekka Ziegler, Ulla Oster, Angelika Niescier, Christina Fuchs und Caroline Thon mit ihren - exquisit besetzten - Ensembles an zwei Abenden präsentieren werden!

Wir danken der Beethoven Jubiläums GmbH und dem WDR für die freundliche Unterstützung.

Rebekka Salomea Ziegler

Ich befinde mich im Spagat zwischen Hingabe und Ablehnung. Ich lese Briefe von L.v. Beethoven, schaue Dokus über gehörlose Tänzer, höre das Violinkonzert und Opus 133, schaue Dokus über die französische Revolution, spiele mit kleinen Motiven herum, reharmonisiere ein Lied, lese über die „Kreutzer“ Sonate und George Bridgetower, höre „WAP“, gehe auf Anti-Rassismus Demos, schreibe ein Gedicht, schaue Nachrichten. Ich sehe, wie die Welt brennt und unsere Gesellschaft blutet und sich spaltet.
Ich merke, wie endlos das „Feld Beethoven“ zu sein scheint. Ich versuche das Temperament dieses tief traumatisierten Mannes einzuordnen, für mich zu übersetzen. Ich suche ein Gespür für seine Intentionen. Und Motivationen. Ruhm? Reichtum? Politik? Liebe? Schmerz? „Die Pflicht zur Vollendung der Menschheit gegenüber“?
„Re: Immortal Beloved“. Geliebte. Unsterbliche. Über Ersteres wird viel gesprochen – die Muse, Objekt der Begierde, „das andere Geschlecht“ oder „der Ursprung der Welt“.
Über Sterblichkeit und Tod kaum.
Unsterblich ist niemand. Und doch jeder, an den über seinen Tod hinaus gedacht wird. Unsterblich ist, wer als „relevant“ gilt. Aber: relevant für wen? Und wer entscheidet über Relevanz und Wichtigkeit? Wer schreibt Geschichte? Wer wird jahrhundertelang gefeiert, wer wird vergessen?
Ich untersuche, wie die Themen Liebe, Krankheit, Gesellschaft, Politik, sozialer Status, historischer Kontext, Herkunft, Ethnie und Trauma in Beethovens Leben, Werk und Wirken zu finden sind.

Rebekka Salomea Ziegler wuchs in einer deutsch-amerikanischen Musikerfamilie auf. 2013-2019 studierte sie an den Musikhochschulen in Köln und Kopenhagen Jazz und Pop-Gesang. 2014 gründete sie ihre Band SALOMEA (contemporary multi genre melting pot). Außerdem ist sie Mitbegründerin des mehrfach ausgezeichneten Vokalensembles „Of Cabbages And Kings“. Konzertreisen mit unterschiedlichen Besetzungen (u.a. BuJazzO, SALOMEA, Of Cabbages And Kings etc.) führten sie durch ganz Europa und über die europäischen Grenzen hinaus. 2017-2019 veranstaltete sie mit dem Kollektiv fx.LAB Konzerte, Performances und ein Festival mit internationalen und interdisziplinären Künstlern in stetig wechselnden Locations. Sie ist Preisträgerin renommierter Auszeichnungen und auf zahlreichen Tonträgern zu hören.

Ulla Oster

Das Thema BTHVN zu bearbeiten, hat mich nun einige Zeit beschäftigt - keine leichte Aufgabe! Natürlich haben Jazzmusiker*innen häufig und immer wieder Vorlagen und existierende Stücke aufgegriffen und als Anregung für eigene Kompositionen, Interpretationen und Improvisationen genommen. Bei Werken großer alter Meister aus den letzten Jahrhunderten (die alten Meisterinnen kommen ja in der öffentlichen Aufmerksamkeit eher selten vor) läuft man Gefahr, sich zu „verheben“; die Vorlagen sind oft in sich so stark und unantastbar, dass das Niveau der eigenen Bearbeitung im Vergleich zwangsläufig abfallen muss. Die Verquickung von ganz unterschiedlichen musikalischen Genres und die Versuche, alte Werke zu „modernisieren“, können unpassend oder musikalisch belanglos werden.
Trotz dieser Hindernisse und Bedenken fand ich die Aufgabe reizvoll - ich habe einen klassisch-musikalischen Bildungshintergrund und bin (auch) mit Beethoven groß geworden, seine Musik gehört also zu meinen „roots“. Vieles, was ich bei der BTHVN-Recherche (wieder) gehört habe, hat mich nochmal neu beeindruckt (die Melodien/Klänge, die Instrumentierung, die Überraschungen, die kompositorische Kunst…). Mir wurde aber auch wieder einmal bewusst, wie sehr sich „die Musik“ - und mein Horizont - inzwischen weiterentwickelt hat, erweitert und angereichert, differenziert in so viele Genres, Stilistiken, musikalische Bausteine, Kompositionstechniken, Spiel- und Aufführungsformen.
Wie immer, wenn ich Stücke schreibe, habe ich mich bei den BTHVN-Bearbeitungen von meiner Intuition leiten lassen, weniger von zuvor entworfenen kompositorischen Konzepten. Ich habe Stellen in Beethoven-Werken ausgewählt, die ich anregend oder berührend fand, dazu kam mir eine Anfangs-Idee der Bearbeitung, und dann habe ich mich weiterführen lassen… Das war spannend, bedeutete manchmal aber auch kompositorische Qual („das ist noch nicht gut, wie kann’s jetzt weitergehen, mir fällt nichts ein“ usw.). Irgendwann waren die Stücke dann fertig, und jetzt kann ich’s kaum erwarten, zu hören, wie sie wirklich klingen und wie diese Band sie spielt!

Ulla Oster schloss ein „klassisches“ Musikstudium an der Musikhochschule Köln (Klavier, Violine) ab. Danach Wechsel zum Jazz und zum Kontrabass (und E-Bass) als Hauptinstrument. Sie arbeitet und spielte seitdem mit zahlreichen Musiker*innen der Kölner und deutschen/europäischen Jazzszene.
Sie entwirft und leitet eigene Projekte, komponiert und arrangiert für Bands vom Duo bis zu großformatigen Orchestern; schreibt Theater- und Filmmusiken u.v.m.. Tourneen in Russland, Marokko, vielen Ländern des Nahen Ostens, Australien, USA. Diverse CD-Veröffentlichungen, sowie zahlreiche Festivalauftritte und Radio- und TV-Produktionen.

Besetzung

  • Leif Berger, Jo Beyer drums
  • Sebastian Gille saxophone
  • Kathrin Pechlof harp
  • Stefan Schönegg double bass
  • Radek Stawarz violin
  • Julien Blondel violoncello
  • Liz Kosack synthesizer/electronics
  • Lucas Leidinger piano
  • Ulla Oster bass
  • Rebekka Salomea Ziegler voice
Adresse

Stadtgarten

Venloer Straße 40

50672 Köln [ Innenstadt ]

www.stadtgarten.de

Stadtgarten

((( LIVESTREAM ))) BTHVN 2020: Rebekka Salomea Ziegler & Ulla Oster

Besetzung

  • Leif Berger, Jo Beyer drums
  • Sebastian Gille saxophone
  • Kathrin Pechlof harp
  • Stefan Schönegg double bass
  • Radek Stawarz violin
  • Julien Blondel violoncello
  • Liz Kosack synthesizer/electronics
  • Lucas Leidinger piano
  • Ulla Oster bass
  • Rebekka Salomea Ziegler voice

Konzerte an diesem Ort

30.03.2024, 21:00 Uhr

SOULVILLE

April

01.04.2024, 18:00 Uhr

Mark Turner Quartet

04.04.2024, 20:00 Uhr

Foggy Notion: Phew

10.04.2024, 20:00 Uhr

NYOS

Veranstaltungsort

Stadtgarten

Seit 1986 ist der Stadtgarten unter der Leitung der Initiative Kölner Jazz Haus die Spielstätte für Jazz in Köln und mittlerweile nach Willen des Landes NRW und der Stadt Köln das „Europäische Zentrum für Jazz und aktuelle Musik“.